Mittwoch, 11. August 2010

Die ersten zehn Tage

Nach meinem Abschlussbericht aus Miami hatte ich einen recht entspannten Flug bis nach London, wo wiederum 10 Stunden Aufenthalt eingeplant waren. Bei einem so langen Zwischenstopp lohnt es sich doch die Müdigkeit noch einmal ein bisschen abzuschütteln und zumindest ganz oberflächlich London kennenzulernen. Die schnellste Weise in die Londoner Innenstadt zu kommen ist der Heathrow Express, der mich aber mit seinen horrenden Preisen gehörig abgeschreckt hat.

Am Piccadilly Circus angekommen hab ich mir gegen 7 Uhr morgens ein Ticket für die bekannten Doppeldeckerbusse gekauft und bin danach erst mal Frühstücken gegangen. Nach einer recht interessanten Tour durch die wichtigsten Straßen der englischen Hauptstadt hab ich die Chance ergriffen die im Ticket inbegriffene Bootsfahrt auf der Themse zu machen. Eigentlich steigt man bei der kurzen Rundfahrt an der Towerbridge wieder in die Busse um, das Boot fährt aber weiter in die Vororte Londons zu einer Sommerresidenz der Queen. Zwar hab ich die Brücke mit den beeindruckenden Türmen noch gesehen, bin dann aber vorm Anlegen an den Steg eingeschlafen. Schließlich war es in Costa Rica auch schon ca. 4 Uhr morgens und das Boot schaukelte auf den seichten Wellen der Themse leicht vor sich hin. Der Umweg über Londons Speckgürtel bescherte mir dann einen erholsamen, zweistündigen Mittagsschlaf. Zurück an der Towerbridge wechselte ich dann wieder Transportmittel und kam einigermaßen fit wieder am Flughafen an. Zwar habe ich höchstens einen minimalen Eindruck von London bekommen, aber die Stadt ist sicher nochmal einen ausführlicheren Besuch wert.

Da uns der Tower in London nicht starten lassen wollte, hatte unser Flieger in München eine knappe halbe Stunde Verspätung und so waren alle recht froh, mich endlich hinter der Glasscheibe zu entdecken. Der Empfang war wirklich äußerst herzlich und es fühlte sich sofort richtig an wieder im alten Kreis der Freunde zu sein. Ein bisschen Glück mit dem Wetter hatten wir dann auch noch und so konnten wir ein paar Flaschen Sekt trockenen Fußes vernichten.

Den Rest der Woche habe ich sehr genossen endlich auch im Haushalt wieder ein bisschen mit anpacken zu dürfen. Das Verhältnis zu allen Leuten war sofort wieder völlig normal und es fällt kaum auf, dass ich ein ganzes Jahr nicht dabei gewesen bin. Ein paar Neuerungen gab es dann aber doch; Die beiden Freundinnen von Matthi und Benno, die ich auch im Laufe dieser ersten Woche kennenlernen durfte.

Während die Familie am Samstag Richtung Österreich aufbrach, packte ich meine Koffer um zum Nachbereitungsseminar nach Berlin zu fahren. Nach dem Skilehrertreffen am Samstagabend stieg ich also am Sonntag in der Früh in den Zug nach Berlin. Eigentlich dachte ich, ich könnte mit dem Bus zur S-Bahn fahren, was sich dann aber als Irrglaube herausstellte. So musste ich also mit dem Radl an den Bahnhof fahren und dieses dort stehen lassen. Auf eine kurze Anfrage aus Berlin war der Hot so nett es kurz ins Auto zu werfen und uns in die Garage zu stellen; Hier zeigt sich mal wieder wahre Freundschaft, Danke!

Das Seminar war mit den vorhergegangenen eigentlich nicht zu vergleichen. Der Ort und die Freiwilligen waren zwar die gleichen und die Havel lädt noch immer nicht wirklich zum Schwimmen ein, aber das Team vom ICJA hat sich, bis auf eine Person, dieses Jahr komplett verändert. Die ganze Stimmung auf dem Seminar war deutlich lockerer und so hatten auch alle mehr Lust an den Aktivitäten teilzunehmen. Zwar waren die Themen teilweise recht redundant mit dem Vorbereitungsseminar, es war aber sehr spannend zu sehen, wie sie aus neuen ungeahnten Blickwinkeln betrachtet werden. Sehr nett war der Austausch mit Freiwilligen die aus anderen Kontinenten zurückgekommen sind. Hier natürlich vorrangig die Gespräche mit den Leuten aus Afrika und Asien, aber auch unsere Frankreich-, England- und USA-Freiwilligen hatten sehr viele interessanten Geschichten zu erzählen. Das ganze Seminar fand also mit einer positiven Grundstimmung statt und so verabschiedeten wir uns heute alle mit ein bisschen Wehmut und der Sicherheit den ein oder anderen mit Sicherheit wieder einmal im Leben zu begegnen.

Jetzt freu ich mich erst mal sehr auf die Bergwanderung morgen und dann endlich das Häuschen in Bramberg kennenlernen zu dürfen!

Dienstag, 27. Juli 2010

Abschlussbericht

Woran erkennt man wie gut man in eine costa-ricanische Gemeinschaft integriert ist? Einfach an den Ebenen bei denen man bei einer Personenbeschreibung mithalten kann.

Wer ist Alvaro Vargas?

Der Ehemann von der Ana Rodriguez von den Rodriguez aus der Barrantes-Straße. Wo der Vater die erste Pulperia im Ort hatte in der aber mittlerweile das neue Kaffee ist. Der mit der Kaffeeplantage auf dem Weg nach Los Pinos ungefähr 200m nach der Autowerkstatt auf der rechten Seite. Bei dem der Vater von der Frau der Sohn von einem von den ersten drei Kolonialisten war. Der Cousin zweiten Grades von der Alejandra die Frau vom Andrés. Die leben in dem blauen Haus in Zaragoza, wo der alte Baum stand den sie vor 10 Jahren gefällt haben 200m Richtung Norden und 50 nach Osten. Seine beiden Schwestern leben schon seit 2 Jahren in New York, deshalb fährt der da auch so oft hin.

Vor allem in Palmares meinem Heimatort für das vergangene Jahr sind solche Personenbeschreibungen noch sehr häufig. Vor guten elf Monaten war ich natürlich schon sehr früh ziemlich ratlos, aber im Lauf der Monate verstand ich immer besser von was bzw. wem die Rede war und jetzt gegen Ende hab ich auch das ein oder andere Mal mit einer solchen Beschreibung aufwarten können. Meine soziale Integration will ich also durchaus als wahnsinnig gut beschreiben.


 

Eine solche Integration kommt selbstverständlich auf vielen Ebenen zustande.

Natürlich durch die Familie, die der Hauptankerpunkt in einer Gemeinschaft ist. Wenn man sich mit dieser gut versteht und in einem gewissen Sinn einfach ein weiteres Mitglied der Familie wird, trägt das sehr stark zu einer Öffnung der Gemeinschaft bei. Man lernt viele Familienmitglieder, Freunde der Familie und Kollegen kennen. Hier ist eine große Familie mit vielen Geschwistern, Onkeln, Tanten etc. natürlich von großem Vorteil. Sehr viel hat auch der Märklinvertrieb meines Gastvaters beigetragen, durch den ich viele Costa-Ricaner aus allen Schichten kennenlernen konnte. Nebenbei ist mir meine Familie unglaublich stark ans Herz gewachsen und schon jetzt wo sie mich erst vor 5 Stunden am Flughafen abgeliefert haben vermisse ich sie sehr.

Neben der Familie verbringt man die meiste Zeit selbstverständlich im Projekt. Hier hab ich zwar einen sehr großen Teil der Zeit alleine gearbeitet, "Madre Verde" ist aber sehr stark in die Gemeinschaft von Palmares integriert. Dadurch kann man bei großen Veranstaltungen wie der jährlichen Freiluftmesse und der Hauptversammlung sehr gut Kontakte knüpfen. Auch die Kollegen sind im Laufe des Jahres immer mehr zu guten Freunden geworden.

Der dritte und bei der jungen Generation natürlich besonders wichtige Pfeiler der persönlichen Integration ist selbstverständlich der Freundeskreis. Dieser hat sich seit dem Zwischenbericht zwar nicht signifikant vergrößert, aber noch einmal deutlich gefestigt. Wie schon erwähnt, hatte ich immer für jedes Problem einen Ansprechpartner und vor allem in der zweiten Hälfte des Jahres bin ich auch immer mehr zum Ansprechpartner für Probleme aller Art geworden.


 

Der Abschied in den letzten Wochen von all dem war wirklich unglaublich schwer. Öfters musste ich mich vor Freunden und Familie in Deutschland rechtfertigen, weil ich mich lange Zeit nicht wirklich auf München freuen konnte. Aber mittlerweile freu ich mich schon endlich anzukommen und auch die Ticofreunde hab ich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.

Viele Freiwillige würden wahrscheinlich auch die Aufnahmeorganisation als wichtigen Faktor für eine positive Erfahrung nennen. Ich habe aber immer versucht so wenig Kontakt wie möglich und nur so viel wie nötig zu haben. Nachdem sich im ganzen Jahr keine Probleme ergeben haben, die ich nicht selbst oder mit Hilfe von Freunden, Kollegen oder Familie hätte lösen können, war die Kommunikation mit ACI auf ein Minimum beschränkt. An dieser Stelle will ich ACI aber nochmal für die grandiose Organisation der Seminare loben. Es wurde immer sehr konzentriert gearbeitet und aus allen Aktivitäten konnte man etwas Lehrreiches mitnehmen. Gar keinen Kontakt, bis auf ein paar informelle E-mails, hatte ich mit ICJA. Ich bin aber schon gespannt auf das Abschlussseminar in Berlin um zu sehen, wie es denn allen so ergangen ist.


 

Seit dem Zwischenbericht hat sich in "Madre Verde" so Einiges getan. Der Schmetterlingsgarten kann mittlerweile mit vier Arten aufwarten und auch die Varietät der Pflanzen kann sich sehr gut sehen lassen. Vor ein paar Wochen haben wir mit dem Bau eines Pflanzgartens ("Vivero") begonnen, den wir leider noch nicht ganz abschließen konnten, der aber schon sehr zufriedenstellende Formen annimmt. Eine wirklich tolle Erfahrung war, wie man mit ein bisschen körperlichem Einsatz, Motivation und Lernfreude ein solches Projekt quasi von Null auf die Beine stellen kann. Mir kam zugute, dass mir bei der Umsetzung meiner Ideen sehr großes Vertrauen entgegengebracht wurde. So konnte ich mit Hilfe von der Pamela, einer Biologiestudentin die mir einen Tag pro Woche geholfen hat, unsere Idee von einem schönen, funktionellen und beeindruckenden Schmetterlingsgarten umsetzten. Wir haben beide dabei sehr viel über diese beeindruckenden Tiere und vor allem die Organisation eines solchen Projektes gelernt. Erstaunlich für mich war die Intensität der Erfahrung die ein erfolgreiches Teamwork mitbringen kann. Wie sich Ideen multiplizieren und entwickeln können, hatte ich so vorher noch nicht erfahren dürfen.

Ein Teil der Arbeit der in der zweiten Hälfte des Jahres noch einmal deutlich wichtiger geworden ist, war die Koordinierung und Betreuung der Arbeit die durch die Kurzzeitfreiwilligen geleistet wurde. Da war vom hochmotiviertem Naturfreak bis zur eher schwer zu begeisternden BWL-Studentin wirklich alles dabei, was die Aufgabe sehr spannend gemacht hat. Zwar waren es nicht viele Mithelfer, das Spektrum war aber so groß, dass ich mich jedes Mal wieder neu einstellen und sehr flexibel sein musste. Eine Herausforderung die ich gerne angenommen und auch gut gemeistert hab

Die Schlüssel für ein solches Projekt übergeben zu müssen, in das man ein ganzes Jahr Arbeit, viel viel Schweiß und den ein oder anderen Muskelkater gesteckt hat, ist mir sehr schwer gefallen. Geholfen dabei hat mir aber, dass schon letzten Montag der Freiwillige der meine Arbeit weiterführen wird, oder besser darf, in Palmares angekommen ist. So konnte ich viel von dem was ich gelernt habe weitergeben und ihm eine Idee von unserem Plan für das Projekt vermitteln. Janis, der neue Freiwillige, macht einen wirklich motivierten und interessierten Eindruck. Ich konnte die Schlüssel also zwar traurig aber beruhigt übergeben.


 

Wenn ich heute meinen Zwischenbericht lese, würde ich eigentlich im Nachhinein nichts ändern wollen. Meine Ansichten haben sich seitdem nicht wesentlich geändert und auch die Einstellung gegenüber Costa Rica war zu diesem Zeitpunkt schon sehr gefestigt.

Zum Abschluss will ich sagen, dass ein solches Jahr als Freiwilliger natürlich nie werden kann wie man es erwartet. Es ist eine so einmalige Erfahrung, dass man sich die Intensität vorher einfach nicht vorstellen kann. Die Verbindung die ich zu den Personen und zum Land innerhalb von einem Jahr aufgebaut habe bzw. aufbauen konnte hätte ich mir vorher niemals so stark und tiefgehend vorgestellt.

Auch wenn ich vorher immer aufgepasst habe mir keine großen Erwartungen zu machen, wurden diese haushoch übertroffen. Ich habe eine zweite Heimat, eine zweite Familie, sehr viele Freunde, und unzählige Erfahrungen gewonnen.

Auch wenn der Abschied sehr schwer gefallen ist, freue ich mich schon auf meinen nächsten Besuch in Costa Rica und die Erfahrung wie sich die Freundschaften und die Beziehung zur Familie über die Distanz hinweg entwickeln werden.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Milch und Unterhosen

Das Ablaufdatum der Milch im Kühlschrank liegt schon seit einiger Zeit nach dem 25. Juli und ich kann schon die Unterhosen abzählen, die ich noch bis zum Sonntag brauch. So langsam wird die Sache also real.

Am Montag kam der Janis das erste Mal ins Projekt und wir haben die große Madre-Verde-Tour gemacht. Sein Spanisch ist zwar recht chilenisch und noch etwas eingerostet, aber eigentlich recht gut. Wir haben uns gleich recht gut verstanden und ich glaube er ist sehr motiviert.

Am Dienstag in der Früh haben wir die Jenny und ihren Schmetterlingsgarten in der Coca Leca besucht. Ich glaube wir konnten den Janis für die Sache begeistern und wenn er gleich am Anfang viel lernt, kann er wirklich professionell arbeiten. Die Jenny hat uns dann noch ein paar Puppen von Morphos und Caligus mitgegeben und auch ein paar lebende Exemplare von den Heliconius Cebra. In ein paar Tagen gibt es dann also vier Schmetterlingsarten, so dass nun auch die biologische Arbeit immer wichtiger wird.

Gestern haben wir dann weiter am Vivero gearbeitet und es steht schon der erste Tisch. Als Sohn eines Marktleiters von OBI hat der Janis durchaus Fähigkeiten auf diesem Gebiet. Schon eine sehr wichtige Eigeschaft wenn man in Madre Verde was bewegen will. Es gibt übrigens auch seit einiger Zeit mal wieder ein paar neue Fotos. Kurz bevor wir gegangen sind haben wir noch den ersten Morpho freilassen können; Was für ein Gefühl nach so viel Arbeit die wir bzw. ich in die ganze Angelegenheit gesteckt haben.

Nach einem Abend beim Doktor Sáenz in Escazù sind wir dann heute recht Früh Richtung Grecia aufgebrochen. Beim Poás, der einen wirklich riesigen Krater hat, braucht man immer ein bisschen Glück, weil er oft recht bewölkt ist. Dieses Glück haben wir heute wirklich gehabt! Ein paar super Blicke und ein schöner Abschlussausflug.

Am Sonntag soll bzw. werde ich dann wohl in den Flieger steigen... Ein wirklich komisches Gefühl, des ich garnicht vernünftig beschreiben kann. Ich bin aber schon sehr gespannt auf die erste Woche zurück in Deutschland.

Sonntag, 18. Juli 2010

Der 18. / 11

Ein letztes Mal aus Costa Rica schreibe ich heute den elften Monatsbericht. Heute war wirklich ein toller Tag, mit der ganzen Familie im Haus und einem kleinen Kick mit dem Can zum Tagesabschluss.

Sprache:

Den letzten Monat hab ich "Die Stimmen des Flusses" von Jaume Cabré gelesen, was zwar nicht immer ganz einfach war, aber auf jeden Fall ein tolles Buch. So konzentriert wie man's lesen muss bei den vielen Zeit- und Gedankensprüngen, bin ich mittlerweile auch der deutschen Sprache wieder einigermaßen mächtig. Bin schon sehr gespannt, wie's sein wird wieder den ganzen Tag hauptsächlich Deutsch zu sprechen.

An der Stelle hab ich noch eine kleine Empfehlung für alle Leseratten; Hab mir vor kurzen ganz im Stile unseres lieben Nachbars Wolfgang hier einen Account eingerichtet: www.librarything.com. Ein gut durchdachtes Online-Bücherregal bei dem man all seine Bücher katalogisieren und sein "Regal" anderen präsentieren kann.

Die Arbeit:

Morgen fängt der Janis in Madre Verde an und ich werde mich bemühen ihm so viel von meinen Ideen aufzuschwätzen wie nur irgend möglich. Diese Woche hat auch ACI bestätigt, dass sie wieder einen Freiwilligen schicken werden. Wenn sie ab September dann also zu zweit sind können sie sicherlich noch ein paar Projekte mehr anpacken. Natürlich sind wir schon alle sehr gespannt wie der Janis wohl so sein wird und wo seine Stärken so liegen werden. Wer weiterhin über Madre Verde auf dem Laufenden bleiben will, kann ja ab und zu mal auf seiner Homepage vorbeischauen! (www.wo-ist-janis.de)

Mittlerweile stehen die Pfosten des Viveros und wir werden schauen, dass wir diese Woche noch so weit wie möglich kommen. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt, was für Ideen der Janis so für neue Projekte hat.

Das Reisen:

Neben dem schon lange geplantem Wochenende in San Mateo mit ACI, sind wir recht kurzfristig die vergangene Woche ein paar Tage nach Chachagua, ungefähr 20km östlich des Arenal, gefahren. Es hat zwar ein bissl viel geregnet, aber im Pool hält es sich ja auch mit ein bisschen Wasser vom Himmel aus.

Freitag, 16. Juli 2010

Cartago

Heute macht Cartago den versprochenen Abschluss der kleinen Serie über die Provinzen Costa Ricas.

Capital city    Cartago (pop. 156,600)

Area             3,124 km^2
Population    432,395 (2001)
Density         138 /km^2

Am 2. August ist es wieder soweit, dann pilgert ganz Costa Rica nach Cartago. Ganz jung bis sehr alt macht sich dann, teilweise über mehrere Tage, auf zum wichtigsten Pilgerort in ganz Costa Rica. Ziel ist der Ort an dem angeblich eine hölzerne Jungfrau auf einem Stein in einem Fluss gefunden wurde. Nachdem sie ein Mädchen mit nach Hause genommen hatte und im Kleiderschrank verstaute, war sie am nächsten Morgen schon wieder verschwunden. Das Mädchen suchte im ganzen Hause, fand aber keine Spur von der Holzfigur. Erst als sie das nächste Mal Wasser holen ging sah sie die Jungfrau wieder am gleichen Ort, an dem sie schon das erste Mal darauf gewartet hat gefunden zu werden. Als sie auch dieses Mal wieder aus dem Schrank des Mädchens verschwand wurde dieser bewusst, dass die Figur nicht von ihrem angestammten Ort entfernt werden wollte. Daraufhin haben die Bewohner von Cartago eine Kirche direkt über den Fluss gebaut und der Jungfrau so eine angemessene Heimat geschaffen. Soweit zumindest die Geschichte der Jungfrau von Cartago.

Cartago war bis 1823 die Hauptstadt von Costa Rica und damit stark kolonialistisch geprägt. Wirklich alte Gebäude findet man außer den Ruinen einer nicht fertiggestellten Kathedrale aber trotzdem nicht. Durch seine Lage, direkt an den Ausläufern des Irazú, macht das Gebiet sehr Anfällig für Erdbeben und so wurde die Stadt im Laufe der Geschichte mehrere Male quasi komplett zerstört.

Die Leute aus Cartago haben den Ruf sehr traditionell und konservativ zu sein. Unsere Freiwilligen hier beschweren sich zum Beispiel, dass es kaum Cafés und erst recht keine Bars oder Clubs gibt. Laut ihnen, um die jungen Leute davon abzuhalten irgendwie mit dem anderen Geschlecht in Verbindung zu kommen. Das hängt natürlich sicherlich auch damit zusammen, dass Cartago als religiöses Zentrum angesehen wird und diese hier einen noch größeren Einfluss als eh schon in Costa Rica hat.

Viele Costa-Ricaner führen die relative Gefühlskälte der Cartager auch auf das dort herrschende Klima zurück. Die Provinz ist nämlich als kälteste des ganzen Landes bekannt und man trifft hier in den kalten Zeiten des Jahres auch ab und zu mal Menschen mit Mütze und Handschuhen auf der Straße; auch wenn die aus unserer Sicht doch noch etwas übertrieben sind.

Die einzige persönliche Beziehung zu Cartago besteht eigentlich darin, dass die Familie von Carlos` Vater hier ihre Wurzeln hat. So liegen auch ein paar entfernte Verwandte noch auf dem Friedhof.

San Mateo und Chachagua

Morgen werde ich die Provinzenserie zu Ende bringen, aber davor gibt es einen kleinen Bericht über die letzte Woche.
Mittlerweile stehen die vier Hauptpfosten des Vivero, mit solidem Betonfundament. Ich bin schon gespannt, wie weit wir nächste Woche noch kommen. Wirklich fertigstellen wird ihn aber dann wohl Janis müssen. Dieser ist sei heute in Palmares, wird aber wohl erst am Montag in Madre Verde ankommen. Wir sind alle schon sehr auf ihn gespannt!
Dieses Wochenende war das Abshhlussseminar von ACI, welches dieses Mal nicht wie üblich in Esparza, sondern in San Mateo in der Nähe von Orotina stattgefunden hat. Unsere Gruppe ist mittlerweile schon merklich geschrumpft; vor allem aus der Januargeneration sind doch schon wieder 5 Freiwillige vorzeitig in die Heimat gereist. Trotzdem waren wir, dank den Ticos die alle bald ausreisen, mit 90 Leutenein ganzschöner Haufen.
Auch wenn es mir zeitlich ein bisschen zu nah an der Abreise war und ich von diesen Aktivitäten immer recht schwer zu überzeugen bin, war es doch ganz nett alle nochmal zu sehen. Es gibt schon 4-5 mit denen ich den Kontakt zumindest nicht ganz verlieren will und der Michae hat mir die 2000 Colón die er mir schuldet als Bier in Hamburg versprochen. Was das Programm angeht, und das hat mir sehr gefallen, haben wir sehr viel an der Vorbereitung der Ticos für ihre Ausreise in die jeweiligen Länder mitgearbeitet. Hätten wir so eine Vorbereitung mal vor unserer Abreise nach Deutschland gehabt! Zum Beispiel haben wir Rollenspiele virbereitet, die typische Situationen in den Gastfamilien simulieren sollten und danach die jeweiligen Reaktionen der Costa-Ricaner diskutiert. Auch wenn ich mal wieder bei den Österreichern mitmachen musste, fand ich das eine wirklich tolle Idee und auch die Reaktionen waren wirklich realistisch.
Die Anlage war zwar dieses Mal ein bisschen größer und damit weitläufiger, die Party hat dadurch aber nicht gelitten und so hatte ich nochmal Gelegenheit ein bisschen Salsa und Merengue zu tanzen. Nach dem grundsätzlich mal wieder sehr gut organisierten Seminar bin ich schon sehr auf unser Abschlussseminar vom ICJA in Berlin gespannt.
Heute schreibe ich aus Chachagua, im Osten des Arenal, wo der Alexis ein Ferienhaus von einem Freund zur Verfügung gestellt bekommen hat. Gestern sind wir angekommen und haben uns dann über den Abend, halb aus Kummer halb wegen des Hitzeschocks, ein paar Stamperl genehmigt.
Nach ein paar Stunden im Pool sind wir den Arenal anschauen gefahren, der wie zum Abschied ein kleines Rauchwölkchen ausgestoßen hat. Morgen geht's dann wieder heim und es geht das erste Wochenende des Abschiednehmens los :(

Mittwoch, 7. Juli 2010

San José

Bevor ich morgen auf's Abschlussseminar von ACI aufbreche, schreib ich heute ein paar Zeilen über die vorletzte Provinz in unserer kleinen Reihe, San José.

Capital city    San José de Costa Rica
Area        4,966 km^2
Population    1,435,447 (2007)
Density        289 /km^2

Die Provinz beheimatet zwar die Hauptstadt und deshalb über 35% der Bevölkerung Costa Ricas, hat aber sonst keine große Bedeutung. Von San José aus Richtung Südosten geht es direkt ins Gebirge und über den Cerro de la muerte und dann wieder bergab ins Gebiet von Pérez Zeledón. Auf diesem Weg kommt man quasi am Nationalpark Chirripó vorbei, in welchem sich der, mit 3.820 Metern, höchste Berg Costa Ricas befindet. Von dessen Gipfel kann man bei klarer Sicht übrigens sowohl Atlantik als auch Pazifik sehen.

Als politisches Zentrum hat San José, auch Chepe genannt, natürlich eine große Bedeutung für alle Costa-ricaner. Viele bürokratische Angelegenheiten können ausschließlich hier erledigt werden und so ist es auch im Verkehrsnetz der unumstrittene zentrale Knotenpunkt. Aber auch viele Touristen planen ihre ersten Nächte nach der Ankunft hier und so sind die Hotels gut besucht. Da San José aber nicht grade mit Schönheit glänzen kann, sind die Hotelaufenthalte wohl meistens eher von kurzer Dauer. Dank dem Goldmuseum, dem Nationalmuseum und –theater kann San José aber immerhin auf der kulturellen Seite punkten.

Mit Intel und Bridgestone im globalem Sektor und Lizano und Dos Pinos auf lateinamerikanischem ist San José zwar theoretisch recht gut aufgestellt, viel des eigentlich vorhandenen Geldes geht aber leider im Bürokratie- und wohl auch Korruptionsdschungel unter. Zwar ist San José das wirtschaftliche Zentrum von Costa Rica, alle schweren Güter müssen aber selbstverständlich entweder über den Interamerikanischen Highway nach Norden oder Süden geschafft werden, oder natürlich nach Caldera oder Limón zum Verschiffen. Die Stadt ist also sehr stark abhängig von den leider nicht sehr guten Straßen, was auch finanziell einige Probleme bereitet.

Ich denke ich habe schon oft genug erwähnt, wie stark ich es vermeide nach San José zu fahren. Das ist über das Jahr hinweg eher schlimmer als besser geworden, weshalb ich immer wieder froh bin hier in Palmares gelandet zu sein. Ein wichtiges Ziel in der Provinz steht aber mit dem Chirripó auf jeden Fall noch aus. Also einzige Provinz die noch ein funktionierendes Schienennetz besitzt und als seine Heimatstadt hat San José natürlich für den Carlos schon eine sehr große Bedeutung. Außerdem geht natürlich ein Großteil aller meiner Freunde entweder auf die U Latina oder die UCR in San Pedro.

Dienstag, 6. Juli 2010

Puntarenas

Nach ein paar sehr arbeits- und beschäftigungsreichen Tagen finde ich heute endlich mal wieder Zeit, um einen neuen Beitrag zu schreiben. Im Südwesten von Costa Rica gelegen ist Puntarenas die größte Provinz Costa Ricas.

Capital City    Puntarenas (pop. 102,504)
Area        11,266 km2
Population    357,483 (2001)
Density        32 /km2

Wegen seiner etwas ungewöhnlichen Form hatte Puntarenas lange Zeit recht große verwaltungstechnische Schwierigkeiten, da die Hauptstadt recht weit im Norden liegt, und damit weit entfernt vom Großteil der Bevölkerung. Eine neue Regelung, die die Vergabe von Genehmigungen auf Cantónebene ermöglicht, hat dieses Problem aber weitestgehen entschärfen können. Weiterhin haben die Puntareños aber nicht viel mit den Leuten aus Perez Zeledón gemeinsam.

Ein Haufen Orte haben sich in Puntarenas zu Touristenmagneten entwickelt, hier von Norden nach Süden. Puntarenas selbst ist vor allem ein Ziel für Tagesausflügler aus dem Valle Zentral und Abfahrtspunkt für die Fähren nach Paquera und Playa Naranjo. Mit dem riesigen Steg, der auch für die größten Kreuzfahrtschiffe Platz bietet, überfallen aber auch dessen Passagiere in regelmäßigen Abständen die nicht sehr schöne Stadt auf der Landzunge im Golfo de Nicoya. Auf der Halbinsel befindet sich der Playa Tambor, der mit dem Barceló das erste Pauschalhotel Costa Ricas beherbergt. Ganz im Süden der Halbinsel ist der für seinen hohen Haschischkonsum bekannte Ort Montezum zu finden, der aber auch Lukas´ Schildkrötenprojekt zu bieten hat. Auf der Westseite der Halbinsel sind mit Malpaís und Santa Theresa zwei Orte zu finden die bevorzugt junge Wochenendausflügler und Surfen anziehen.

Zurück an der südlichen Küste von Puntarenas stößt man zuerst auf Jacó, ein von Amerikanern überlaufener Ort mit großen Hotelanlagen, vielen Casinos und dem angeblich zweitgrößten Frauenmarkt der Welt. Nicht weniger touristenüberlaufen, dafür aber zumindest mit schönem Nationalparkt befindet sich Manuel Antonio direkt neben dem bei Fischern sehr beliebtem Quepos. Weiter Richtung Süden finden sich vor allem Surferstrände wie Dominical oder Uvita, bis man auf den Nationalpark Corcovado trifft. Von hier bis zur Grenze befinden sich die versteckteren Strände Costa Ricas, die man als Tourist normalerweise eher nicht zu Gesicht bekommt. Ganz in den Süden zum Paso Canoas, der Grenze zu Panamá fahren viele Schnäppchenjäger, um die deutlich billigeren Preise auszunutzen.

Wirtschaftliches Zentrum von Puntarenas ist Caldera, in der gleichen Bucht wie die Hauptstadt hat es den wichtigsten Hafen von Costa Rica. Die neueste "Autobahn" wurde deshalb auch von hier nach San José gebaut, ist aber mittlerweile wegen Erdrutschen wieder geschlossen. Der südliche Teil ist beherrscht von Ananas und Zuckerrohr und natürlich dem boomenden Geschäft an der Grenze, wobei man hier die Steuern recht leicht umgehen kann. Einen großen Umsatz können auch die Casinos von Jacó verbuchen, da diese aber noch(!) Steuerfreiheit genießen fällt für den Staat nicht viel ab.

Mein Lieblinsteil von Puntarenas ist auf jeden Fall der Park Corcovado mit seiner zwar von Schnorchlern besuchten, aber sich trotzdem einsam anfühlenden Isla del Caño. Auf der Halbinsel von Nicoya im Norden waren wir im Januar am Cerro Escondido, dieser Ausflug gehört auch auf jeden Fall zu den schönsten und eindrucksvollsten des Jahres. Für den nächsten Besuch gibt es in dieser Provinz zwei große Pläne. Eine Wanderung zum Cerro Escondido von Paquera aus und eine Tour von Rangerstation zu Rangerstation durch Corcovado.
 

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