Donnerstag, 15. April 2010

Nr. 100: Zwischenbericht

Als 100. Blogbeitrag gibt's heute meinen "etwas" verspäteten Zwischenbericht:

"Madre Verde", so würde mein Projekt also heißen und auch wenn die Infos erst knappe zwei Wochen vor Abflug kamen, hab ich mich Jahres sehr gefreut endlich etwas über das Projekt in dem ich arbeiten würde zu erfahren. Die Infos waren zwar nicht gerade ausführlich aber zumindest war klar, dass ich ein ökologisches Projekt bekommen habe, was ich sehr gehofft hatte. Die ersten Mails zwischen meinem Gastvater, dem Carlos, und mir waren schon geschrieben und so nahmen die Erwartungen an die vorausstehende Erfahrung immer deutlichere Formen an.

Die größte Hoffnung war selbstverständlich, mit der Gastfamilie gut zu Recht zu kommen. Da ich mich selbst als eher unkompliziert und recht flexibel ansehe, hatte ich da aber keine wirklich großen Bedenken, auch wenn eine Grundnervosität unzweifelhaft zu spüren war. Skeptischer war ich da schon was die Erwartungen an "Madre Verde" anging. In aller erster Linie war mir natürlich wichtig, viele abwechslungsreiche und auch eigenständige Arbeit machen zu können. Wenn man als erster Freiwilliger in das Projekt kommen soll, das schon seit zehn Jahren läuft, fragt man sich ob die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeiten überhaupt gegeben sind. Ganz persönlich musste ich natürlich auch fürchten, dass mein Perfektionismus mir bei der lateinamerikanischen Mentalität im Weg stehen würde.

Seit nun fast acht Monaten bin ich hier in Palmares und "Madre Verde" kenn ich mittlerweile wie meine eigene Hosentasche. Alle Befürchtungen die ich am Anfang vielleicht noch hatte, haben sich mittlerweile komplett zerstreut und ich schaue mit einem etwas mulmigen Gefühl in Richtung August.

Der wichtigste Faktor, die Familie, war der absolute Glücksgriff. Ich genieße es sehr in einer so großen Familie zu leben und jedes einzige Familienmitglied ist mir sehr stark ans Herz gewachsen. Eine ganz große Bereicherung für das Verhältnis auch zwischen den Familien war sicherlich der Besuch meiner costa-ricanischen Familie in München. Meine beiden Familien, wie ich sie mittlerweile nenne, haben sich super verstanden und weitere Besuche sowohl hier in Costa Rica als auch wieder in München sind schon in Planung. Mein Freundeskreis hier im Ort ist wirklich toll und mittlerweile sehr gefestigt, es gibt für jedes Problem einen Ansprechpartner und auch bei der wöchentlichen Partie Soccerfive am Sonntag kann ich mittlerweile einigermaßen mithalten. Ich hab dann auch vor ein paar Monaten aufgehört von meinem Heimflug bzw. meiner Heimat zu sprechen und wenn ich von meiner Familie rede, dann meine ich vier Eltern und sieben Geschwister. Auch wenn das bei Erzählungen manchmal zu Verwirrung führt, ist mir sehr wichtig zu zeigen, dass ich mich hier mittlerweile "heimisch" fühle und wie ein Teil der Familie.

Auch wenn das jetzt vielleicht ein bisschen langweilig klingen mag, auch bei der Arbeit in Madre Verde läuft alles sehr gut. Am Anfang musste ich mich erst einmal ein bisschen einfinden und die Leute und das Gelände kennenlernen. Mittlerweile hab ich aber mit dem Schmetterlingsgarten ein eigenes Projekt, einen eigenen kleinen Etat und das volle Vertrauen von Chefin und Mitarbeiter/innen. Gerade heute hat sich die erste Raupe von einem unserer "Impfschmetterlinge" verpuppt. Es besteht also die Hoffnung, innerhalb von zehn Tagen den ersten Schmetterling beim Schlüpfen zu bewundern, dessen Ei im Schmetterlingsgarten gelegt wurde. Ich denke schon an der Begeisterung mit der ich das erzähle sieht man, mit wie viel Herzblut und Motivation ich bei der Sache bin. Eine Aufgabe die zwar bloß ab und zu ansteht, auf die ich mich aber immer umso mehr freue, sind die Besuche von den örtlichen Schulen. Die Kids in der Natur zu erleben und ihnen etwas über Deutschland und unsere Bemühungen im Umweltschutz erzählen zu können macht immer sehr viel Spaß. Neben diesen Aufgaben gibt es natürlich noch viele weitere in einem solchen Projekt, wie die Wege freizuhalten, Schilder zu malen oder die seltenen Touristen durchs Reservat zu führen.

Auch wenn schon alles sehr gut läuft, gibt es für die Zeit die mir noch bleibt noch ein paar größere Projekte: es steht noch die Übersetzung der Homepage an, die leider immer noch nur auf Spanisch online ist, ich will Morphos in den Schmetterlingsgarten einsetzen und eine Anleitung für den nächsten Freiwilligen schreiben. Die Aufgaben gehen also nicht aus und ich bin sehr motiviert für die verbleibende Zeit.

Nachdem ich sehr glücklich bin mit meiner Erfahrung, hab ich seit meiner Ankunft von ICJA eigentlich nicht viel gehört. Die organisatorischen Fragen die noch zu klären waren, wurden zuverlässig gelöst und die Betreuung hat ACI übernommen. Die Seminare die wir hier mit unserer costa-ricanischen Organisation machen, übertreffen die ICJA-Seminare in Sachen Produktivität und Mehrwert deutlich. Bei den Seminaren in Lenzkirch-Kappel und Berlin waren, aus meiner Sicht, die Vorträge teilweise zu extrem bzw. unangemessen. Hier wird das komplette Seminar von den Mitarbeitern von ACI abgehalten und die Stimmung ist sehr produktiv. Aber vielleicht hat ICJA ja mittlerweile ein bisschen aus unserer Kritik von letztem Jahr gelernt und das Seminar im August wird ähnlich gut wie hier in Esparza.

Obwohl ich schon im Sommer ´08 die Möglichkeit hatte Costa Rica kennenzulernen, hatte ich in diesen acht Monaten die Chance das Land aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Eigentlich war ich schon vor meiner Ankunft hier recht gut informiert und hatte auch schon vieles gesehen, so dass sich meine Meinung über das Land nicht Grundlegend geändert hat. Die Rolle die es in meinem Leben spielt, hat sich aber sehr wohl verändert. Wie schon gesagt fühl ich mich wie in einer zweiten Heimat und auch die Leute fragen oft ob man hier fest lebt, weil man schon einen so starken und charakteristischen Dialekt spricht.

Ein durchweg positiver Zwischenbericht also und ich hoffe, dass ich auch den Abschlussbericht in einem ähnlichen Stil schreiben kann.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

alles richtig gemacht, großer- hoffe auf tolle restmonate für dich mama

Monika hat gesagt…

Dann halte ich Dir mal die Daumen, dass die Zeit reicht für Alles, was Du dir noch vorgenommen hast, und dafür, dass Du erfolgreicher "Schmetterlings-Schlupfhelfer" wirst.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir eine schöne Zeit.
Monika

Eva hat gesagt…

Hallo Willi,

da bietet es sich an, dass ich mich auch mal wieder zu Wort melde ;-) .. schau nach wie vor regelmäßig hier rein und verfolge gespannt deine Erlebnisse und freu mich, dass du so eine tolle Zeit hast. Bin übrigens ein bisschen neidisch, dass du eine Lederschildkröte gesehen hast, total genial!!
Die Restmonate gehen sicher viel zu schnell rum, deswegen genieße es einfach nur!!
Liebe Grüße von den Malediven, von der Auswander-Kollegin-Cousine :-)

 

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