Sonntag, 7. Februar 2010

Die Wahlen

Nach 1990 war es heute das zweite Mal an der Zeit den Nobelpreisträger Óscar Arias als Präsident von Costa Rica abzulösen. Seit Beginn dieses Jahres waren die Werbepausen von den Parteispots überlaufen und auch die Lautsprecherautos haben von Möbelwerbung auf Aufrufe zur Wahl eines bestimmten Kandidaten umgesattelt.

Die wichtigsten Kandidaten waren Laura Chinchilla (Partei von Óscar Arias, mitte-rechts), Ótton Solis (mitte bis links), Otto Guevara (rechts) und Luis Fishman, von dem keiner so recht weiß/wusste was er eigentlich will. Man muss kurz anmerken, dass die politischen Richtungen sich hier vor allem über die wirtschaftliche Ausrichtung definieren. Eine nationalistische Ausrichtung haben hier schließlich alle Parteien und auch ein Großteil der Bevölkerung. Ein wichtiger Diskussionspunkt war hier auch wieder das Freihandelsabkommen von 2007, über das ich dringend auch noch einen Artikel schreiben muss.

Was die Diskussionen hier sehr emotional macht ist, dass hier keiner wirklich Wert auf die Geheimhaltung dessen legt, für wen er stimmt. Da haben mich alle ein bisschen verdutzt angeschaut, als ich ihnen erzählt habe, dass ich bloß von einigen wenigen Freunden weiß bzw. abschätzen kann wen oder welche Partei sie wählen. In meinem Freundeskreis waren sowohl Laura- als auch Otton-Anhänger vertreten und die letzten Wochen wurde wirklich viel und heftig diskutiert. Aufgefallen ist mir, dass viele sehr stark von den Eltern beeinflusst sind. Das muss in Deutschland nicht unbedingt anders sein, aber es fällt (mir) bei weitem nicht so sehr auf.

Im Moment sind 84% der Stimmen ausgezählt und das Ergebnis ist ziemlich eindeutig. Mit 46,8% ist Laura die deutliche Gewinnerin und wird damit die erste Präsidentin von Costa Rica werden. Ótton (25,1%), Otto (20,9%) und Fishman (3,9%) müssen sich deutlich geschlagen geben. Bin schon gespannt was Arelis und Albaro, beides starke Óttonanhänger, zum Ausgang der Wahlen sagen.

Der Präsident wir hier in Costa Rica direkt gewählt, das Parlament nach Prozenten vergeben genauso wie die Stadträte, im Gegensatz zu Deutschland werden also alle Ebenen am selben Tag gewählt. Auch bei der Wahl aus dem Ausland gibt es einen gravierenden Unterschied. Ticos im Ausland haben – noch – keine Möglichkeit zu wählen, sie können zwar ihre Stimme in der Botschaft abgeben, diese wird aber nicht gezählt. Die Zahlen werden im Nachhinein veröffentlich um einen Anhaltspunkt zu geben. Das lehrt einen, die Möglichkeit zur Briefwahl hier in Deutschland zu schätzen.

Die Wahlbeteiligung liegt bei knappen 70%, also trotz der emotionalen Debatte doch etwas niedriger als in Deutschland. Wäre interessant zu wissen, welchen Anteil die Ticos im Ausland ausmachen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

das mit den Wahlen klingt ja unspektatulär, wenn man bedenkt dqas die V-Gisela vor ein paar Jahren noch als internationale Wahlbeobachterin in CR war!
Hier immer noch saukalt- Grüße an die Sonne

Mama

Karin hat gesagt…

Lieber Willi,

habe seit langer Zeit mal wieder in den Blog geschaut - interessant, deine Wahlanalyse mit denen in den Zeitungen hier zu vergleichen. Immerhin wurde dem Thema doch relativ viel Raum gegeben (oder bemerke ich es nur, weil jetzt Costa Rica durch dich näher ist?). Mir war eigentlich nicht klar, wie fragide die Demokratie doch noch ist und wie gefährdet das Land durch Kriminalität und Drogen ist.

Herzliche Grüsse

Karin

 

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